Eine anhaltende Regenphase Anfang August 2023 sorgt für wenig Arbeiten auf der Berghütte. Zu Erholung gings für ein Teil des Team der Ravensburger Hütte auf einen Betriebsausflug auf eine Nachbarhütte der Stuttgarter Hütte.
Die Saisonarbeit auf so einer Alpenvereinshütte ist auch bei einem Sommerjob stark vom Wetter abhängig und kann deshalb sehr wechselhaft sein. Im Vergleich zu einem Sommerjob im Tal muss man anders arbeiten auf einer Berghütte. An sonnigen Tagen ist physische und mentale Belastung besonders durch den vielen Stress sehr hoch. Wir haben das Glück, dass unsere Berghütte im Lechquellengebirge durch ihre einzigartige Lage sowohl für Tagesgäste als auch für Übernachtungsgäste entlang der Lechquellenrunde sehr attraktiv ist und so viele Möglichkeiten für Bergsport bietet. Heißt, es ist zu jeder Tageszeit bei uns was los. Morgens frühstücken die Übernachtungsgäste bevor sie auf ihre nächste Etappe der Lechquellenrunde entweder zur Stuttgarter Hütte oder zur Freiburger Hütte aufbrechen. Zur Mittagszeit dürfen wir viele Tagesgäste auf unserer Sonnenterrasse mit Blick auf Spullersee begrüßen und ab den frühen Abend treffen dann die ersten Übernachtungsgäste wieder ein. Bei sonnigem Wetter ist also immer viel Arbeiten auf einer Berghütte und die Belastung fürs Team hoch.
Bei schlechtem Wetter sieht das Arbeiten anders aus. Obwohl es für viele Etappen der Lechquellenrunde auch sehr schöne Schlechtwetter-Varianten als Alternative gibt und wir unsere urige Stube mit einem alten Kamin und viel Feuerholz ordentlich einheizen, bleibt die Stube leider auch mal teilweise leer. Das Team muss in diesem Moment deutlich mehr Stornierungen als Buchungen bearbeiten. Eine frustrierende Aufgabe, da sich das ganze Team immer darauf freut neue Gäste auf unserer Schutzhütte begrüßen zu dürfen. Aber auch das gehört dazu beim und so muss man auch mal anders Arbeiten auf einer Berghütte in der Saisonarbeit und einem Sommerjob. Unsere Hütte liegt am Arlberg auf knapp unter 2.000m Seehöhe und ist somit auch in der Sommersaison mal von Regenschauern oder Schneefällen betroffen, wie dies auch in den letzten Tagen der Fall war. So wurden viele Buchungen storniert und auf der Ravensburger Hütte kehrte ein wenig Ruhe ein. Aber das Leben auf einer Berghütte ist abwechslungsreich.
Thomas brachte den Vorschlag das schlechte Wetter als Team für einen Betriebsausflug zur Stuttgarter Hütte, einer Nachbarhütte, zu nutzen. Die Stuttgarter Hütte ist das Ziel der fünften Etappe auf der Lechquellenrunde und wird vom nepalesischen Hüttenwirt Kami betreut. Trotz des schlechten Wetters war die Vorfreude im Team groß, da Kami ein lieber Hüttenwirtskollege ist und sich jedes Teammitglied gefreut hat auch einmal raus in die Natur zukommen, etwas Bergsport zu treiben und eine Nacht mal auf einer anderen Berghütte zu verbringen.
Zur Mittagszeit brach das Team bestehend aus Shiva, Raju, Alex, Dine, Felix und Thomas, dem Hüttenwirt dann auf. Wir wählten eine Variante für die letzte Etappe der Lechquellenrunde zur Stuttgarter Hütte aufzusteigen. Von Lech mit der Rüfikopfbahn über die Rauhekopfscharte. Während der Wanderung hatten man wieder Zeit sich über alles in Ruhe auszutauschen, einen Schwank aus dem Leben zu erzählen und sich im Team untereinander noch besser kennenzulernen. Aufgrund des verregneten Wetters hatten wir die Wanderwege der Lechquellenrunde sogar die ganze Zeit für uns allein. Kombiniert mit den wolkenverhangenen Bergen ergab das eine einzigartige mystische und auch auf eine besondere Art und Weise gemütliche Stimmung. Selbst, wenn´s auch nur der Gedanke an eine warme Stube und Kami´s gute Küche war, der uns vielleicht antrieb in diesen Momenten haben wir es sehr genossen auch mal von dem stressigen Job auf der Hütte draußen in der Ruhe der Natur abschalten zu können. Vereinzelte Rufe von Murmeltieren und in weiter Ferne das Läuten von Kuhglocken waren die ausschließlichen Anzeichen dafür, dass wir nicht die einzigen Lebenswesen hier oben in den Bergen sind, welche gerade versuchen durch den leichten Sommerregen ihren Weg zu schreiten.
Nach ein paar Stunden Wanderung hatten wir unser Ziel erreicht und der Bergsport ein Ende. Raus aus den feuchten Wanderschuhen und rein in die urige Stube bei Kami. Zur Erfrischung wurde dann auf die erfolgreiche Wanderung zunächst mit einem Bier angestoßen, bevor Kami und seine Küche uns dann mit köstlichem Sushi verzaubert haben.
Ja, ihr habt`s richtig gelesen. Zu unserer eigenen großen Überraschung gab´s Sushi – serviert auf Holzbrett mit Wasabi, Soja-Sauce und Stäbchen. Letzteres war dabei nicht für jeden eine Hilfe. Im Anschluss gabs zum Nachtisch dann noch einen großen Schokokuchen, als Wir saßen bei einer weiteren Runde Bier noch lange zusammen und lachten viel gemeinsam. Ganz ehrlich, wenn´s nach uns gegangen wäre, hätte der Abend kein Ende finden müssen. Das Leben auf einer Berghütte macht jeden Abend besonders.
Wie jeder Abend ging aber auch dieser irgendwann zu Ende. Glücklich und zufrieden vom guten Essen und dem wohltuenden Bergsport am Nachmittag sind alle eingeschlafen. Fit und erholt saßen wir dazu am nächsten Morgen gemeinsam am Frühstückstisch. „Möglichst früh“, hieß es noch von Thomas am Vorabend. Wir mussten an diesem Tag genauso zurück zur Ravensburger Hütte wandern, um am Nachmittag wieder in der Küche oder dem Service für unsere Gäste da zu sein. Ja, das Leben auf einer Berghütte und das Arbeiten auf einer Berghütte sind einfach auch Bergsport. Für die eine Hälfte vom Team klappte das ganz gut. Für die andere Hälfte waren die Arbeitstage zuvor etwas zu intensiv, sodass sie ein wenig verschlafen hatten.
Gemeinsam und gut gefüllt mit schönen neuen Erinnerungen traten wir schlussendlich unseren Rückweg an. Die Regenwolken vom Vortag haben sich in der Nacht verzogen, sodass wir trocken in der Ravensburger Hütte wieder ankamen. Rundherum war es eine sehr schöne Zeit und hat uns als Team nochmal näher zusammengebracht. Wandern geht also auch bei schlechtem Wetter.
Wir sind jetzt wieder gut erholt und haben neue Kraft für das Arbeiten auf einer Berghütte. Was aber nicht auch unbedingt heißen muss, dass wir uns immer über Unterstützung freuen. Die schönsten Geschichten schreiben sich doch einfach immer zusammen und das härteste Arbeiten auf einer Berghütte geht doch in einem Team immer leichter von der Hand. Dazu ist das Leben auf einer Berghütte auch viel zu aufregend und abwechslungsreich, um das zu verpassen. Die Sommersaison auf einer Berghütte ist lang und die Saisonarbeit vielfältig.